Blog - Rentenberater Sommer - Fälle im Sozialrecht, Stuttgart
Gesetzliche oder private Krankenversicherung für Existenzgründer
Allgemein   [29.12.2015]

Selbständige stehen am Anfang Ihrer Existenzgründung vor der Wahl, ob sie die private oder die gesetzliche Krankenversicherung wählen sollen.

Für die private Krankenversicherung spricht zunächst der günstige Beitrag (Prämie) im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung und die besseren Leistungen wie Chefarztbehandlung, Behandlung durch Heilpraktiker und Einbettzimmer.

Im Alter können die Beiträge jedoch explodieren, wie wir es ab 2016 bei vielen Krankenversicherungstarifen erleben. Prämienerhöhungen von 30 bis 50 Prozent sind trotz Rückstellungen möglich. Bei Pflegebedarf sind die privaten Krankenversicherungen bei den Pflegehilfsmittel häufig schlechter, da geschlossener Hilfsmittelkatalog im Gegensatz zum offenen Hilfsmittelkatalog der gesetzlichen Krankenversicherung.

Bei der gesetzlichen Krankenversicherung beträgt die Mindestbemessungsgrundlage für Selbständige mit niedrigem Einkommen ab 01.01.2016   2.178,75 Euro (Beitrag: 318,10 - 350,78 Euro). Für Existenzgründer mit Anspruch auf einen Gründungszuschuss liegt die Mindestbemessungsgrundlage bei 1.452,50 Euro (Beitrag: 212,07 - 233,85 Euro).  Existenzgründer unterhalb eines Einkommens von 2.178,75 Euro können auf Antrag die Mindestbemessungsgrundlage für Härtefälle zwischen 1.452,50 und 2.178,75 Euro beantragen.

Für nebenberuflich Selbständige gilt eine Mindestbemessungsgrundlage von 968,33 Euro (Beitrag: 135,57 - 144,28), soweit kein Gründungszuschuss bewilligt wurde. Unter Umständen besteht ein Anspruch auf Familienversicherung, wenn der Ehepartner in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert ist und die Einnahmen aus selbständiger Tätigkeit 415,00 Euro nicht übersteigen.

Für Versicherte in der Familienplanung und für Existenzgründer empfiehlt sich zunächst die Mitgliedschaft bei der gesetzlichen Krankenversicherung.

Versicherungsvermittler erhalten für die Vermittlung einer privaten Krankenversicherung bis zu 9 Monatsbeiträge. Eine unabhängige Beratung kann man hier selten erwarten. Eine unabhängige Beratung erhält man bei Versicherungsberatern, die ihr Honorar nur vom Kunden und nicht von der Versicherung erhalten. Rentenberater beraten Mandanten bezüglich der gesetzlichen Krankenversicherung.

Ein großes Problem bei Mitgliedschaft in einer privaten Krankenversicherung sind vorvertragliche Anzeigepflichtverletzungen. Hierbei wird der Antrag wissentlich oder unwissentlich bezüglich den Fragen zur ärztlichen Behandlung falsch beantwortet. Bei Verstoß gegen die Anzeigepflicht riskiert man unter Umständen den Versicherungsschutz.

Aus Sicht des Rentenberaters empfiehlt sich für Selbständige unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze die gesetzliche Krankenversicherung. Ich berate immer wieder Selbständige mit Versorgungslücken in der Altersversorgung, die die Prämien für die private Krankenversicherung wegen niedrigen Renten nicht aufbringen können.

Was haben Existenzgründer und Babys gemeinsam? Geburten und Existenzgründungen werden in der Tageszeitung veröffentlicht. Für Versicherungsvermittler häufig eine gute Quelle. Meine Bankbetreuerin teilte mir kürzlich mit, dass ein Existenzgründer bei ihr auftauchte wegen eines Existenzgründungskredites. Er zahlte in eine Lebensversicherung hohe Prämien ein, hatte bisher weder einen Steuerberater noch einen Existenzgründungsberater, der einen Businessplan mit Rentabilitätsvorschau  erstellt, wohl aber einen Versicherungsvermittler.

Rentenberater helfen Existenzgründer bei der gesetzlichen sozialen Absicherung, wie freiwillige Arbeitslosenversicherung, freiwillige Krankenversicherung, freiwillige gesetzliche Rentenversicherung mit zusätzlicher Statusprüfung und freiwilliger gesetzlicher Unfallversicherung. Sie erhalten eine Beratung aus einer Hand, ohne die einzelnen Behörden aufsuchen zu müssen.